
Heike Lange, Papierverarbeitung: Vom Osten ins Allgäu — eine bemerkenswerte Unternehmerinnengeschichte

An der Spitze der Heike Lange Papierverarbeitung in Altusried im Oberallgäu steht seit 28 Jahren eine bemerkenswerte Frau. Heike Lange hat in nur vier Jahren den steilen Weg von der Praktikantin ohne Fachkenntnisse zur Inhaberin gemeistert. Dieser Weg war nicht nur von unternehmerischem Geschick, sondern auch von persönlichen Herausforderungen geprägt.
Heike Lange: Vom unbezahlten Praktikum zur erfolgreichen Inhaberin
Seit nunmehr 28 Jahren steht Heike Lange an der Spitze der Lange Papierverarbeitung in Altusried. Ihr beeindruckender Weg von einer Praktikantin ohne fachliche Vorkenntnisse zur Unternehmensinhaberin in nur vier Jahren ist wahrlich außergewöhnlich. Doch nicht nur die rasante Karriere, sondern auch die persönlichen Herausforderungen auf dem Weg dorthin machen Heike Langes Geschichte bemerkenswert.
Und eines ist sicher: Heikes Herz schlägt nicht nur für Papier, sondern auch für andere Unternehmerinnen aus der Region.
Heike Lange Papierverarbeitung in Altusried
Die Heike Lange Papierverarbeitung, spezialisiert auf die buchbinderische Weiterverarbeitung für Druckereiprodukte, hat sich unter Heike Langes Führung zu einem Unternehmen entwickelt, das inzwischen ein breites Portfolio abdeckt – von Flyern über Mailings bis hin zu hochwertigen Fotobüchern.
Während die meisten Kunden im Allgäu beheimatet sind, erstreckt sich der gute Ruf des Unternehmens bis nach Berlin, Hamburg und Vorarlberg, was sich in einer gut gefüllten Auftragslage niederschlägt.
Die Inhaberin Heike Lange, 60 Jahre alt und Wahl-Allgäuerin, hat aber nicht nur in der Geschäftswelt ihre Spuren hinterlassen.
Eine wahre Freundin
Heike Lange stammt ursprünglich aus der Nähe von Potsdam. In Leipzig war sie lange Jahre Konrektorin einer Schule. Als ihre beste Freundin im Jahr 1985 beschließt, in den Westen zu fliehen, um zu ihrem Liebsten nach Kempten zu gelangen, verhalf Heike ihr zur Flucht.
Die Stasi im Nacken
Diese mutige Entscheidung sollte jedoch nicht ohne Konsequenzen bleiben. Die Stasi ließ Heike nicht mehr in Ruhe, nachdem ihre Freundin verschwunden war. Stundenlange Verhöre, Bedrohungen und Verfolgungen prägten Jahre der Angst um ihre Familie. Doch Heike Lange hielt dicht. Kein Mitglied des DDR-Regimes erfuhr von ihr, wie der Freundin die Flucht aus dem Osten gelang.

Auf wahre Freundinnen ist immer Verlass! / Bildquelle: Heike Lange
Wenn eine eine Reise ins Allgäu tut… dann bleibt sie hängen
Nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989 konnte Heike endlich ihre beste Freundin wiedersehen. Diese hatte sich mit ihrem Mann im Allgäu niedergelassen. Als Heike sie mit ihrer Familie in Kempten besuchte, entschied sie sich spontan, ebenfalls in der wundervollen Region zu bleiben.
Da ihr im Osten absolviertes Pädagogik-Studium nicht anerkannt wurde, machte sie eine Umschulung zur Industriekauffrau und durchlief ein zwölfmonatiges, unbezahltes Praktikum in der Franz-Brack-Papierverarbeitung in Altusried.
Als der damalige Besitzer vier Jahre später in den Ruhestand ging und ihr das Unternehmen zum Kauf angeboten hat, übernahm die damals 32-Jährige kurzerhand die Papierverarbeitungsfirma. Franz Brack gab ihr für diese Entscheidung ganze drei Tage Zeit – inklusive Feiertag und ohne jegliches Startkapital.
Geschäftsführerin und Inhaberin Heike Lange
Der Sprung ins Ungewisse
„Ich sprang ins kalte Wasser und bin einfach losgeschwommen“, erinnert sich Heike an den Beginn ihrer Amtszeit als Geschäftsführerin und Inhaberin am 1. Januar 1996. In den Anfangsjahren ihrer Leitung war es keine Selbstverständlichkeit, dass eine Frau, insbesondere eine aus dem Osten, eine derartige Position innehatte. Bei Verhandlungen ließ Heike manchmal ihren Mann agieren, um Vorurteilen zu entgehen.
Doch unbeirrt von den Herausforderungen nahm sie jedes Risiko auf sich, stand notfalls selbst in der Produktion und sorgte dafür, dass die Aufträge pünktlich erledigt wurden. Ihre Fachkompetenz steht heute außer Frage, aber der Weg dorthin war keineswegs einfach.
Gemeinsam ist Frau stärker
Neben ihrer unternehmerischen Tätigkeit gründete Heike im Jahr 2009 gemeinsam mit anderen Powerfrauen den Verein „Allgäuer Unternehmerinnen e.V.“, der inzwischen über 80 Mitglieder aus verschiedenen Branchen der Region zählt.
Das Ziel des Vereins ist es, Frauen in Führungspositionen oder selbstständiger Tätigkeit zu unterstützen, und sich gegenseitig zu inspirieren und zu stärken. Für Heike, die damals aus einer sehr männerlastigen Branche stammte, bot der Verein die Möglichkeit, sich auch mal mit anderen Frauen übers Business auszutauschen.
Die Allgäuer Unternehmerinnen e.V.
Wenn Heike nicht gerade Aufträge für Kunden wie die AZ Druck & Datentechnik in Kempten oder das Memminger Medienzentrum bearbeitet, setzt sie sich aktiv für die Allgäuer Unternehmerinnen ein. Die monatlichen Treffen des Vereins bieten nicht nur Netzwerkmöglichkeiten, sondern auch Vorträge zu verschiedenen Themen, wie beispielsweise die Optimierung des Google-Eintrags von Unternehmen. Der Verein ist offen für Männer, jedoch nur als Gäste, bzw. Referenten bei den Treffen.
Um dem Verein beizutreten, muss eine Frau selbstständig oder freiberuflich tätig sein oder eine Führungsposition in einem Unternehmen innehaben und ganz wichtig: im Allgäu arbeiten. Interessierte können den Newsletter abonnieren, um mehr über den Verein zu erfahren.

Ein starkes Netzwerk: Allgäuer Unternehmerinnen. / Bildquelle: Heike Lange
Heikes Tipp für Frauen, die sich selbstständig machen wollen:
„Seid mutig und habt keine Angst davor, einen Fehler zu machen. Denn Fehler sind völlig okay und gehören einfach zum Leben dazu.“
Wenn du Tipps für dein Business brauchst, dann schau doch einfach mal bei einem der Treffen des Vereins vorbei. Bis zu dreimal kannst du als Nichtmitglied ganz unverbindlich teilnehmen und Gleichgesinnte kennenlernen. Und wer weiß, vielleicht bist du bald eine der Allgäuerinnen, die anderen Business-Ladys mit wertvollen Antworten zur Seite stehen kann.
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