Allgäu Blog
Macher, Schaffer, Unternehmungen und Ziele im AllgäuWildes Bärbele treiben im Allgäu – BarbaraTag & Barbarazweige

Bärbele kommt von Barbara! Jedes Jahr verkleiden sich am 4. Dezember – dem Barbara-Tag – junge, unverheiratete Frauen als alte Weiber. Sie kehren symbolisch den Schmutz weg. Fegen den Unrat aus Haus und Hof. Müttern und kleinen Kindern schenken sie Nüsse und Süßes. Aber, wer sich den Bärbele in den Weg stellt, bekommt Hiebe. Sie sind nicht so wild wie die Klausen am Tag danach, aber es kann auch weh tun. Wenn das Böse und Schmutzige um Mitternacht weggefegt ist, dann gehen die Bärbele nach Hause. Den ganz großen Dreck erledigen dann die Klausen am 5. Dezember.
Das Bärbeletreiben im Allgäu …
Interview mit dem Sonthofener Oberbärbele Andrea
Im Allgäu daheim: Welche Voraussetzung braucht Frau, um Bärbele zu werden?
Oberbärbele Andrea: Unsere Bärbele müssen min. 16 Jahre alt und ledig sein und Spaß an der Brauchtumspflege haben.
Im Allgäu daheim: Wird die Verkleidung selber gefertigt? Gibt es Vorgaben, wie die Masken aussehen sollen?
Oberbärbele Andrea: Das Häs (Gewand) ist aus Omas Kleiderkiste oder vom Dachboden. Sollte a alte veratzte Trachtenjacke und a olter Rock sei. Richtig wiascht isch guat! Schellen zum Lärm machen, damit man uns auch hört, wenn ma durch dia Gassa treiben. d´Larve (Maske) isch alls selber baschtelt. Verzierung mit allem was der Wald zu bieten hat. Moos, Tannenzapfen, kleine Äste, Beeren, Blätter. Ein Tuch, um die eigenen Haare zu verstecken. Pferdeschweif als olte Hoor, damit die Mädchen und Frauen in die Rolle der BARBARA schlüpfen können.
Im Allgäu daheim: Was macht das Bärbele am Klausentag?
Oberbärbele Andrea: Am Klausedog steh ma in de Glühweinbuden vom Verein. Verkaufen Kinderpunsch, Klosamännle aus Hefeteig & Glühwein zu Gunsten des Klausenvereins. Übrigens: dieses Jahr ist Vereinsjubiläum – 40 Jahre Klausenverein Sonthofen.
Los geht´s in Sonthofen mit dem Bärbeletreiben um 20 Uhr
Goislschnölzer und Böllerschützen starten den Spektakel
Bärbele-Tag war Gabentag
Da die Bärbele gut zu kleinen Kindern sind, war in früheren Zeiten der 4. Dezember der Tag der Barbara-Gaben: Nüsse, Früchte, süßes Barbara-Brot für die „lieben“ Kinder UND Mütter. Nachdem die katholische Kirche aber schon immer ein gewisses Problem mit starken Frauen hatte, wurde der heilige Nikolaus ins Spiel gebracht. Und peu-a-peu war die Barbara draußen. Religion und Gleichberechtigung sind einfach keine besten Freunde.
Das Bärbeletreiben und die Kelten
Die hl. Barbara ist katholisch, aber das wilde Bärbeletreiben ging niemals aus dem katholischen Glauben hervor. Woher kommt´s dann?
Wie so viele gute Bräuche im Allgäu, ist auch das Bärbeletreiben keltischen Ursprungs. Unsere Vorfahren, die Kelten, das waren schon wilde Gesellen. Und weil wir Allgäuer uns nur sehr zäh auf „Neues“ einstellen, haben wir den keltischen Brauch einfach mit ins Katholische gezerrt.
Die Äbte und Bischöfe haben sich damals wahrscheinlich gedacht: „Lieber halbwilde Halb-Katholen, als gar keine Schäfchen. Oder am Ende noch reformierte Halbwilde …“ und so wurde im Allgäu immer schon auch die keltische Tradition gelebt.
Bärbelilauf, oder warum Allgäuer und Franken nichts gemein haben
Am Barbaratag veranstalten die Oberfranken auch eine Bärbele-Aktion: Den Bärbelilauf. Dabei laufen Männer mit Ruten! den Mädchen nach, die noch nach Anbruch der Dunkelheit auf der Straße sind und schlagen sie. So wie damals der Vater seine Tochter Barbara. Erinnert mich irgendwie an die Scharia-Polizei …
Und wenn ich bedenke, daß unser bayrischer Heimatminister ein Franke ist …. Laßen wir das!
Wer war denn jetzt die Barbara?
Die heilige Barbara, der Barbaratag & Barbarazweige
die heilige Barbara war mal eine kleine Barbara. Aufgewachsen östlich von Istanbul, war sie ein verwöhntes Gör. Und sie hatte einen Dickschädel. Kaum war der Vater auf einer Geschäftsreise, ließ sie sich – grad mal 16 – taufen. Stell Dir vor: TAUFEN! In der Osttürkei! Und dann wollt das Gör nicht mal heiraten, also nicht den vom Vater Außerwählten.
Also gabs erst viel Strafe, dann kam die Flucht. Damals tat sich ein Berg auf, sie konnt sich verstecken, wurde verraten, wieder gefangen …und dabei verhängte sich ein Kirschzweig im Kleid, der dann am Tage ihres Todes blühte … Der Vater persönlich soll sie geköpft haben. Dafür wurde er dann vom Blitz erschlagen! Manchmal ist die Welt halt doch gerecht.
Der 4. Dezember ist der Tag der hl. Barbara. Sie gehört zu den 14 Nothelfern und zu den drei heiligen Mädchen. Verehrt wird sie in katholischen und griechisch-orthodoxen Regionen. Sie ist Schutzherrin der Bergleute, der Dachdecker, der Schmiede und der Feuerwerker.
Barbara kommt von Barbare
Wir schreiben das Jahr 300 nach Christus. Und sie war eine Barbarin. Barbare = Fremd, nicht eingegliedert.
Sie starb als Jungfrau, und das ist auch in der christlichen Welt irgendwie sauwichtig. Trotz dieser Jungfräulichkeit wurde sie im Laufe der Jahrhunderte als Hauptheilige ausranchiert. Im Allgäu hat das nicht geklappt. Heilige Veränderungen wurden gerne ignoriert. Jedenfalls ist die Barbara immer noch sehr stark im Volksglauben verwurzelt.
Barbarazweige
Traditionell schneiden wir am Barbaratag Zweige von Obstbäumen. Die Zweige baden über Nacht im lauwarmen Wasser. Dann kommen sie in einer Vase an einen hellen und kühleren Platz. An Weihnachten stellen wir die blühenden Zweige ins Weihnachtszimmer …
Diesen Brauch hatten auch schon die Kelten. Blühten die Zweige am Julfest (Weihnachten), dann kam ein fruchtbares Jahr, so der Glaube.
Quintessenz:
Inwieweit die Bärbele beim Bärbeletreiben
heute noch Jungfrauen sind, ist nicht bekannt.
Garantie für die Blütenpracht gibts nicht.
Ein Dreifach GUT BABS!
geschrieben vor dem vierten Dezember,Eure Ulli
Danke Andrea Karpf – dem 1. Oberbärbele von Klausenverein Sonthofen – für die Informationen und die coolen Bilder.
Link: Klausenverein Sonthofen, BrauchWiki Bärbeletreiben,
Bitte keine Hunde mitbringen, da es ziemlich laut und wild zugeht! zur Info: Wie beim Klausentreiben, ist das Bärbeletreiben in Vereinen organisiert. Es gibt genaue Regeln, womit und wohin geschlagen wird. Alle Verkleideten haben eine gut sichtbare Identifikationsnummer und bewegen sich nur im ausgewiesenen Gebiet.
Eure Ulli
Liebe Barbara, Danke für Dein Lob. Und ganz toll herzliche Grüße nachträglich zum Namenstag. Viele Grüße, Ulli
Toller Beitrag, tolles Interview – und viele Grüße von einer Barbara, die heute doch tatsächlich beinahe ihren Namenstag vergessen hätte …