
Naturenergie Isny: Grüne Energiequelle vor den Toren der Stadt

Aus Gras wird Gas. Und dann auch noch Strom & Wärme. Viel grüner geht Energiegewinnung nicht. Die Biogasanlage „Naturenergie Isny“ im Allgäu ist die größte in Baden-Württemberg, die aus nachwachsenden Rohstoffen Gas und Strom erzeugt.
Was für ein Geschenk! Wer hätte gedacht, dass ich das einmal über eine Biogasanlage schreiben würde. Aber hier stimmt einfach alles: Die Biogasanlage der Naturenergie Isny GmbH ist eine nie versiegende Quelle für grüne Energie:
Grünes Gas. Grüner Strom. Grüne Wärme. Grüner Dünger.
Ein perfekter Kreislauf im Einklang mit der Natur. Und für alle gut:
Für Bürger, die Kommune, die Landwirte, die Natur, die Mitarbeitenden.
Was ist Biogas?
Biogas ist wie ein Hefeteig
„Eigentlich kennt das jeder,“ behauptet Bernd Böck. Er ist technischer Geschäftsführer, Mitgründer und -inhaber der Biogasanlage Naturenergie Isny. „Es funktioniert wie beim Hefeteig.“
- Statt einer Schüssel gibt es riesige Betonbecken.
- Statt Mehl, Milch, Hefe und Zucker werden Gras, Pflanzenreste und Gülle verwendet.
- Das Ganze wird dann – wie der Hefeteig auch – gerührt und nicht geschüttelt.
- Dazu kommt auch noch Wärme.
Und jetzt beginnen die Bakterien zu arbeiten: Es gärt.

Geschäftsführer, Ideengeber und begeistert von grüner Energie: Bernd Böck / Foto: Naturenergie Isny

Pflanzenreste, Gras & auch Gülle – die Basis für grünen Strom / Foto: Naturenergie Isny
Das goldene „Pffff!“
„Der Hefeteig würde jetzt hochgehen“, sagt Bernd Böck. „Wenn man mit dem Finger reinpiekst, macht es ‚pfff‘, das Gas entweicht, der Hefeteig sinkt ein.“
Das „Pfff“ ist das Gold der Biogasanlage: Methangas, das durch den Gärungsprozess entsteht. Das, worum es geht. Und jetzt verlassen wir das Bild des Hefeteiges.
Achtung, es wird ein bisschen technisch:
Strom- & Wärmegewinnung bei Naturenergie Isny
Das Gas wird in Motoren geleitet, die treiben Generatoren an. So entstehen STROM und WÄRME. Es ist das Prinzip Blockheizkraftwerk. Derzeit werden vier davon mit Energie beliefert.
- Die erzeugte Wärme wird vor Ort zum Heizen genutzt
- Der entstandene Strom wird ins Stromnetz eingespeist

Das technische Herz der größten Biogasanlage Baden-Württembergs / Foto: Naturenergie Isny
Der perfekte grüne Kreislauf
Es geht noch weiter. Der Kreislauf ist ja noch nicht rund.
Dafür gehen wir jetzt gedanklich zurück zur Biogasanlage: zu den Betonbecken und der gegorenen Gras-Pflanzen-Gülle-Masse.
Diese Rest-Masse wird zu Dünger. Guter, natürlicher Dünger, besser als herkömmliche Gülle. Damit werden Felder und Wiesen gedüngt, Gras und Pflanzen wachsen:
Futter für Tiere und „Nahrung“ für die Biogasanlage.
Jetzt ist der Kreis rund – der biologische Kreislauf geschlossen.

Vergorene biologische Reste werden zu hochwertigem Dünger / Foto: Naturenergie Isny
Bleiben noch drei Fragen an Bernd Böck, Naturenergie Isny GmbH
Erstens: Wieviel Energie wird erzeugt?
Zweitens: Warum ist die Biogasanlage in Isny – wie ich oben behauptet habe – „für alle“ gut?
Drittens: Wo ist der Haken?
Erneuerbare Energie: Strom und Wärme für tausende Haushalte
Was denkst Du? Wieviel Energie produziert die Biogasanlage? Wie viele Haushalte werden versorgt?
Klar, das hängt vom Einsatz ab:
Pro Tag wird die Biogasanlage mit 190 Tonnen Zutaten „gefüttert“.
Das sind 8 LKW-Ladungen pro Tag.
Die Aufgabe lautet also: Wieviel Strom und Wärme lassen sich aus 8 LKW „Grünzeug“ pro Tag produzieren?
Hast Du irgendeine Idee? – Ich nicht. Ich frage Bernd Böck:
„In der Biogasanlage von Naturenergie Isny werden täglich
ca. 2.300 kW Strom und 2000 kW Wärme pro Stunde produziert.“
- Beim Strom ist das so viel, als wenn 2.300 Staubsauger ständig unter Vollgas laufen.
- Bei der Wärme so viel, als wenn 1.500 starke Föhne nonstop warme Luft auspusten.
Das Ganze ist auch noch extrem effektiv. Der Wirkungsgrad liegt bei 90 Prozent.
Zum Vergleich: Ein normales Kohlekraftwerk kommt gerade mal auf 30-40 Prozent.
Die Stadt Isny bekommt European Energy Award dank Biogas
Das hört sich nicht nur viel an, sondern ist auch viel: Mit dem Strom und dem Gas der Biogasanlage werden 17 Prozent des Energiebedarfs der Stadt Isny gedeckt.
Dafür ist die Allgäuer 15.000 Einwohner-Gemeinde nun schon zum dritten Mal mit dem European Energy Award ausgezeichnet worden. In Gold!
Bernd Böck ist sich sicher:
„Ohne die gute, grüne und regional produzierte erneuerbare Naturenergie von uns, hätte Isny diese Auszeichnung nicht bekommen.“

Naturenergie deckt 17% des Energiebedarfs von Isny / Foto: Bernd Böck
Die Biogasanlage ist für alle gut
Spätestens seit der Energiekrise ist klar: Regenerative Energie ist gut. Sie vor Ort zu produzieren noch besser.
Gut für Bürger: Unabhängigkeit von Gaslieferanten, weniger Geruchsbelästigung durch fermentierten Dünger (Info-Box Dünger)
Gut für Landwirte: Biogasanlage ist verlässlicher Abnehmer für überschüssige Gülle, Gras- und Grünpflanzen-Rest; Dünger aus der Biogasanlage ist besser als Gülle-Dünger.
Gut für Kommune: Energie-Produktion und Wertschöpfungskette sind vor Ort.
Gut für Umwelt: Biologischer Kreislauf wird optimal genutzt
Gut für Mitarbeitende: Sinnvolle, innovative Arbeit für zukunftsweisende, regenerative Energie
Der Haken
Es gibt keinen. Zumindest keinen ernsthaften.
Aber es gibt Stellschrauben. Daran forscht, tüftelt und optimiert das rund 20-köpfige Team der Biogasanlage ständig. Alle zusammen. Mitarbeitende, Geschäftsführung, Inhaber, Büroangestellte – bei allen ist eine Art stolzes Engagement spürbar.
Arbeiten bei der Naturenergie Isny
„Es ist schön, hier zu arbeiten,“ bringt es Mitarbeiter Markus Fetsch auf den Punkt:
„Es tut dem Klima gut. Gleich in zweifacher Hinsicht. Innerbetrieblich und dem der Umwelt: Ein absolut zufriedenstellendes, sinnerfüllendes Gefühl.“
Das Credo der Naturenergie Isny GmbH ist klar:
Grün geht noch grüner. Effektiv noch effektiver. Regenerativ noch regenerativer.
Hier fließt einfach richtig viel gute Energie!
PS. Die Naturenergie Isny GmbH sucht Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit.
Bitte sende Deine Initiativbewerbungen an info@naturenergie-isny.de

Echt innovativ, die grüne Kreislaufwirtschaft / Foto: Naturenergie Isny
Weiterführende Informationen
Info-Box:
Zutaten für Naturenergie
Pro Tag werden in der Biogasanlage Isny 190 Tonnen Zutaten verarbeitet. Nach einer ausgeklügelten Rezeptur, um möglichst viel Energie zu gewinnen:
33-37 % Gülle
50-60 % Gras-Silage,
der Rest: Mais- oder Ganzpflanzen-Silage.
Info-Box:
Dünger aus der Biogas Anlage
Klassische Gülle riecht stark und unangenehm. Zudem ist die Ausbringung suboptimal: Die Wiesen und Felder werden „braun angemalt“. Das ist optisch nicht hübsch, riecht sehr unangenehm und hat auch negative Folgen bei der späteren Verfütterung an Tiere: In der Gülle (Urin und Kot von Tieren) sind Fasern, die bei der Verdauung übrigbleiben. Diese legen sich bei der Gülle-Düngung auf den Halmen ab und verunreinigen das spätere Futter.
Deshalb ist es im Interesse der Landwirte, dass die Gülle erst durch die Biogasanlage geht. Das Dünge-Substrat, das hierbei entsteht, ist fast faser- und fast geruchsfrei.
Ab dem Jahr 2025 gelten auch neue Düngeregeln, wonach die Düngung nicht mehr gesprüht, sondern bodennah aufgebracht werden muss.
Info-Box:
Die kleinen Haken
Biogasanlagen stehen mitunter in der Kritik, weil dort Futter-Mais verarbeitet wird. In der Biogasanlage der Naturenergie Isny GmbH wird auch Mais verwendet, allerdings so wenig wie möglich. Das bedingen auch schon die regionalen Gegebenheiten: Das Allgäu besteht aus Wiesen- und Grünland. Hier wird kaum Mais angebaut.
Ein weiterer Kritikpunkt könnte der An- und Ablieferverkehr und eine gelegentliche, geringe Geruchsbelästigung für die Anwohner sein. Im Vergleich zu Belastungen bei anderen Formen der Energiegewinnung kann man das als „kleineres, natürliches Übel“ ansehen. Die Naturenergie Isny GmbH arbeitet beständig an Verbesserungen.
Info-Box:
Energie für Blockheizkraftwerke
Das Gas wird über Leitungen zu vier Blockheizkraftwerken im Stadtgebiet Isny transportiert. Eins davon ist im Stephanus-Werk, ein weiteres in der Vorstadt Isny, eines im Gewerbegebiet Achener Weg und das vierte Blockheizkraftwerk steht im Stadtteil Neutrauchburg.
In den Blockheizkraftwerken wird Wärme und Strom produziert. Die Wärme wird vor Ort produziert und verbraucht, der Strom ins Netz eingespeist.
Info-Box:
Wertschöpfungskette
Das Allgäu liefert vor Ort alles, was zur Energie-Produktion gebraucht wird. Die Felder, Weiden und Wiesen fungieren als Photovoltaik-Anlagen: Wenn die Sonne scheint, wird durch die Photosynthese Energie in der Pflanze eingelagert. Diese Energie wird in der Biogasanlage genutzt.
Mit anderen Worten: Die Wiesen und Felder im Allgäu produzieren ihre eigene Energie. Das Kapital bleibt in der Region. Es gibt Arbeitsplätze vor Ort. Die Kulturlandschaft wird gepflegt. Landwirte können sättigendes Futter produzieren. Hochwertiges Fleisch und Milch werden vor Ort erzeugt.
Promotion:
Der Text ist in Zusammenarbeit
mit der Naturenergie Isny GmbH entstanden.
Naturenergie Isny GmbH
Weidachweg 55
88316 Isny im Allgäu
Telefon: 0 75 62 – 90 51 98
info(at)naturenergie-isny.de
Ansprechpartner:
Hansjörg Böck,
Bernd Böck,
Klaus Halder

Sie ist der Blick von außen und die neue Stimme des Allgäus. Als Essenerin, mit jahrelanger WDR Erfahrung, und Neu-Allgäuerin sieht und spürt sie die Besonderheiten der Region und der Menschen viel intensiver.
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Danke Andreas Bolze, es motiviert uns, noch mehr Türen zu öffnen, und neue Blickwinkel zu finden.
Herzlichst, das Team vom Magazin.
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