
Glasperlen Kurs in Schmidsfelden: drehen, wickeln, selber machen

Es ist fast wie Zauberei. Eine Flamme, Glasstäbe und 20 geschickte Finger – damit entstehen im historischen Glasmacherdorf im Kreuztal Gebilde von magischer Schönheit. Die Glasperlen von Gabi Hummel. Handwerkskunst zum verlieben und nachmachen. Wir nehmen Dich mit zum Glasperlen Kurs in Schmidsfelden: drehen, wickeln, selber machen & staunen.
Glasperlen: Handwerkskunst aus Schmidsfelden
Das Sonnenlicht tanzt und flirrt auf dem Glas. Die Objekte, die im Atelier des historischen Oberhauses vor den Fenstern hängen und in der Auslage liegen, schimmern in allen Farben: durchsichtige und matte Perlen mit allerlei Mustern, Herzen oder ein Froschkönig auf einer blauen Kugel.
Ein paar Schritte weiter stößt der Betrachter auf ganze Welten, eingefangen in sechs bis acht Zentimeter großen Murmeln: Galaxien mit Sternennebeln, Unterwasserlandschaften oder zarte Blumen. So
etwas zieht nicht nur Kinder magisch an.
Glasperlen Kurs: Drehen & Wickeln
Kunstwerke wie von Gabi und Charly Hummel werden unter unseren Anfängerhänden natürlich nicht
entstehen. Doch die Meister des Glasperlen-Kunsthandwerkes versprechen uns fürs Ende ihres Perlenwickel-Kurs ein paar hübsche Ergebnisse, die wir als Kette, Armband oder Ohrringe tragen können.
Bevor wir selbst loslegen, zieht sich die Fachfrau eine Lederschürze an und setzt eine getönte Arbeitsbrille auf, um uns das Perlendrehen und die nötigen Handgriffe vorzuführen. 1200 Grad ist die Flamme heiß, die aus mehreren bleistiftdicken einfarbigen Glasstäben eine Perle mit buntem Muster macht.
„Wenn das Glas heiß genug ist, fließt es fast wie Honig“
erklärt die Glaskünstlerin. Das honigartige Glas wird um einen Edelstahlstab gedreht oder gewickelt. Immer in Bewegung bleiben, damit fantastische Kunstwerke aus Glas entstehen können. Dieses Drehen oder Wickeln hat der Kunst ihren Namen gegeben. Glasperlendrehen ist eine Mischung aus Konzentration, Fingerspitzengefühl, Geduld und Leidenschaft.
„Und es ist immer wieder eine Herausforderung, denn das Glas ist ein Lehrmeister. Es will richtig behandelt werden“.



Übung macht den Glasperlen Wickelmeister
Das merke ich schnell. Konzentriert drehe ich das Edelstahlstäbchen mit dem darauf getropften blauen
Glasklümpchen zwischen Daumen und Zeigefinger, und zwar von mir weg. Der Edelstahlstab – auch Perlendorn
genannt – hilft nicht nur, die Glasmasse gefahrlos in die Flamme zu halten, er ergibt auch das Perlenloch.
Zum Glück kann ich den Stab auf der Ecke des sogenannten Paddels absetzen. Nur so bleibt die Dreherei mit meiner feinmotorisch nicht allzu geschickten linken Hand gleichmäßig. Das Ergebnis erinnert zunächst an eine Lakritzschnecke. Gleichmäßig drehe ich das Gebilde
weiter, bis es links und rechts auf den Edelstahlstab verläuft. Durch die Rotation nimmt das Ganze nach und nach eine runde Form an.
Fachkundige Anleitung im Glasperlen Kurs in Schmidsfelden
„Jetzt nimm den anderen Glasstab und tupf damit Punkte drauf. Und immer schön weiterdrehen“, lautet die nächste Anweisung. Mit der rechten Hand halte ich den hellblauen Glasstab wie einen Bleistift über die Flamme und tupfe das angeschmolzene Ende auf die Perle, viermal. Nach weiteren Drehungen kann sich das Ergebnis sehen lassen. Die Perle wird mitsamt Edelstahlstab in ein spezielles Granulat zum Abkühlen gesteckt.
Als ich mein Werk einige Zeit später rausholen darf, ergreift mich der Künstlerstolz: Es sieht aus, als ob die Flamme, die dem Glas seine Form geschenkt hat, in der Perle weiterglimmt.

Charly ist Glasmurmelmacher
Während Gabi Hummel uns hilft, unsere Kreationen zu Armband und Kette zusammenzustellen, entfacht ihr Mann Charly am Werktisch gegenüber seinen Brenner.
„Ja, in gelungenen Perlen oder Murmeln steckt immer ein kleines Glück“,
sagt er mit einem Augenzwinkern. Auch er brennt mittlerweile für diese Arbeit. Die Leidenschaft seiner Frau für diesen formbaren Werkstoff und ihr Verkaufsstand auf Kunsthandwerkermärkten machten ihn vor mehr als zehn Jahren zu einem der wenigen nebenberuflichen Murmelmacher in Deutschland. Während Gabi Hummel ihre Kreationen anbot, zeigte ihr Mann, wie sie entstehen.
„Das Knowhow dafür hat mir Gabi beigebracht. Nach einem Workshop war ich infiziert. Ich habe Glaskünstlern über die Schulter geschaut, habe mir Werkzeug angeschafft.“
So oft es ging, saß er hinter der Flamme, hat herumprobiert und Ideen umgesetzt. Jeder Handgriff muss sitzen, damit genau das entsteht, was Charly Hummel zuvor erdacht hat. Eine Galaxie-Murmel soll es heute werden.
- Der Brenner spuckt eine gelbliche Flamme, die mit 2000 Grad deutlich heißer ist als fürs Perlenwickeln.
- Hummel hält einen daumendicken klaren Glasstab hinein.
- Der beginnt nach kurzer Zeit wie Kerzenwachs zu schmelzen.
- Als das Gebilde weich genug ist, legt es der Murmelmeister auf eine Grafitplatte, nimmt seinen Kugelformer und schlägt diesen mit der glatten Seitenfläche auf das glühende Ende des Glasstabes.
- Das Ergebnis sieht aus wie ein Lolli!
Eine Murmel mit Glitzereffekt
Diese Prozedur wiederholt der 62Jährige bei einem zweiten Glasstab. Wenig später legt er ein speziell bedampftes Glasplättchen auf einen der „Lollis“ und hält beides wieder an die Flamme. Das Spezialglas stammt aus den USA. Es verschmilzt mit dem „Lolli“ und sorgt später für den galaktischen Glitzereffekt im Murmelinneren.
Wenige Augenblicke später presst Charly den zweiten Lolli“ wie ein Sandwichteil obendrauf und hält alles zusammen in die Flamme. Sind alle Teile gut miteinander verbunden, verdreht er die Glasstäbe gegeneinander – immer in Flammennähe.
„Je nachdem, wie stark ich verdrehe, entsteht ein anderer Effekt“,
erklärt er und schaut konzentriert durch seine Schutzbrille.
Damit der glühende Klumpen sich rundet, wird er in einem Metallmodel gedreht. „Der Durchmesser muss kleiner sein als die künftige Murmel“, erklärt der Meister. Wie einen Rührbesen fasst er den Glasstab mit der glühenden klumpigen Masse am anderen Ende und dreht ihn auf dem Formenrand. Dann lässt er ihn zwischen den Handflächen hin- und herrotieren.
Zuletzt prüft Charly Hummel im Licht einer Lampe, ob er mit dem Ergebnis zufrieden sein kann. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Zeit für den letzten Schritt: In der Flamme trennt er den Stab von der Murmel, fängt sie in der Metallform auf und legt sie für die nächsten Stunden in den Abkühlofen.




Glasperlen Kurs im Glasmacherdorf Schmidsfelden: Ein kleines bischen galaktisch!
Für mich war der Glasperlen (Dreh) Kurs eine sehr spannende und herausfordernde Erfahrung. Alle Kursteilnehmer haben einen Blick auf die kleine Galaxie werfen können und wir sind uns sicher:
Im Glasstudio in Schmidsfelden erhascht man nicht nur einen Blick auf kleine Wunderwelten. Man wird eingefangen von der Schönheit und Magie von Glas (Perlen & Murmeln). Man wird ein Teil davon.
Weiterführende Informationen
Die Glaskünstler Gabi und Charly Hummel bieten verschiedene Kurse an, wie Glaskugelblasen, und Perlenfädeln, sowie Glasperlen Kurse oder Perlenwickel-Workshops ab 6 bis maximal 10 Personen.
Glasstudio Schmidsfelden
Gabriele Hummel
Schmidsfelden 15
88299 Leutkirch-Schmidsfelden
Telefon: 07567 9887394
Kontakt und Öffnungszeiten:
siehe Webseite Glasstudio Schmidtsfelden

Klein und auf Zack. Viola hört die Zwischentöne und schreibt damit ganz besondere Geschichten: Über Menschen, über Berufe & Berufungen und über Orte wo man gerne länger sein möchte. Wie zum Beispiel im westlichen Allgäu. Mit einem Allgäu-Winter-Tipp ist sie auch in der Januar-Februar-Ausgabe der Zeitschrift BARBARA auf S.152.
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