
Heimathaus Gestratz & Fest im Museum

Wie war das denn damals? Das einfache Leben auf dem Land? Ohne Auto, ohne Maschinen, als Handwerk noch ein von-Hand-Werk war? Die Geschichten und Erzählungen von damals, lassen mich immer wieder staunen, wie einfach und wie hart das Leben früher war. Aber auch ruhig, im Einklang mit der Natur und ohne Burn-Out. Im Heimathaus Gestratz fühl ich mich in der Zeit zurückversetzt. Kann die Geschichten der Oma besser begreifen, verstehen und ich werde ganz nostalgisch.

Liebevoll restauriertes Heimathaus Gestratz
Jetzt gibt´s ja auch bei den Heimatmuseen Settige und Settige. Ganz besonders liebevoll und informativ gestaltet, ist das kleine Heimatmuseum in Gestratz/Argental. Eigendlich zum Abriss vorgesehen, haben eine Handvoll engagierter Bürger alle Hebel in Bewegung gesetzt, haben auf viele Füsse getreten, um Ihre Idee des Heimatmuseums umzusetzen. Im Ehrenamt, versteht sich. Allen voran Gebhard Baur, der auch das Denkmal an Cafe restauriert hat.
Das Gebäude aus dem Jahr 1750/51 steht im Ortsteil Zwirkenberg, an der Verbindungsstraße ST2378 (Isny – Brugg – Röthenbach zur B32).
Alte Schmiede – auch zum dort heiraten
Bis in die 1930er Jahre wohnte dort ein Schmied. Er betrieb die Schmiede Gestratz – die KFZ-Werkstatt für eine Pferdestärke. Hufeisen, Beschläge und Gerätschaften die die Landbevölkerung und manchmal auch die wenigen Reisenden so brauchten.

Altes Handwerk im Allgäu
Über der Schmiede, kommt das eigendliche Heimatmuseum. Utensilien, Werkzeuge, Fotographien, Dokumente, Krims & Krams aus vergangenen Tagen – gespendet von den Argentaler Bürgern. Mit Köpfchen sortiert und arrangiert, geben diese Dinge einen informativen und unterhaltsamen Blick in die Vergangenheit.
Da sind zum Beispiel die Tafeln mit der Viehzählung 1958 im Haus Zwirkenberg:
- 1 Milchkuh,
- 1 Jungvieh und
- 1 Jungschwein.
Ja geprotzt wurde damals auf den Bauernhöfen nicht. Oder der nachgestellte Schindelmacher. 350 – 400 handgeschnitzte Schindeln benötigte er pro Quadratmeter Fassade. Bei den heutigen Stundensätzen wäre so ein Schindelhaus unbezahlbar.


Vom Fleischer, Bäcker und Käser, zum Küfner und Schindelmacher, Schneiderin & Klöpplerin bis zu den Bauern – alles wird durch Originale und auf Schautafeln erklärt.


Lifestyle im Allgäu
Auch damals gab es ja schon sowas wie „Lifestyle“. Man nannte es einfach „Lebensart“, und war so normal wie das Amen in der Kirche. Ob Einrichtung, hübsche Küchenutensilien, der Wäscheschrank, sportlich unterwegs mit Ski, Schneeschuh oder Schlitten, das Ausgeh-Häs oder die Gestratzer „Locations“ … das Heimathaus zeigt, wie es wirklich war.
Heimathaus Fest in Gestratz/Allgäu
Jedes Jahr im September organisiert der Heimathausverein ein Fest. Herzlich willkommen sind alle, denen das „alte“ Ambiente gefällt, die sich für Allgäuer Kultur interessieren, die gerne schauen und erleben und natürlich gerne feiern.
Trinken & Essen auf dem Land
Ich persönlich fand ja das Äpfel „mosten“ mit Muskelkraft am Besten. War zwar reine Kinderarbeit, aber die Jungs und Mädels hatten richtig viel Spaß dabei. Dazu dann den traditionellen „Brenntar“ – Hafermus mit Bratkartoffeln. Das macht garantiert satt! (In der modernen Version gibt es auch noch eine Bratwurst dazu).



Traditionelle Kleidung: geklöppelt, genäht, gestickt & geschustert
Spannend in diesem Jahr war das Motto: Bekleidung. Allgäuer Handwerker, die noch die alte Handwerks-Kunst beherrschen, zeigten ihr Können: Klöpplerinnen, Schuhmacher, Schneiderin, Hutmacher, Stickerin, Lederhosen-Hersteller.
Sehr interessant die Geschichte mit den Rad-Hauben, die zur Allgäuer Festtagstracht gehörten. Diese Radhauben wurden geklöppelt. Und manche Hauben können nicht mehr nachgearbeitet oder wieder hergestellt werden, weil das Wissen darüber ausgestorben ist.




Bienen, Schuhplatteln & peitschen schwingen
Im alten Bienenhaus konnte man sich zur Imkerei informieren und leckeren Allgäuer Bienenhonig kaufen.
Für Unterhaltung sorgte die Blaskapelle und der Trachtenverein mit Tanzeinlage und Goislschnalzern. Wobei mir das jetzt schon sehr bajuwarisch vorkommt. Da ist meines Erachtens die Allgäuer Identität etwas ins Hintertreffen geraten.

Sehen & gesehen werden am Heimathaus Gestratz
Das gehört natürlich genauso dazu, wie der rote Teppich zum Oskar. Imponiert hat mich, daß Tracht ganz selbstverständlich getragen wird: Kein Schaulaufen, keine China-Dirndl, keine Fehlgriffe im Landhausstil-Trachten-Mix. Alles entspannt, vom Kleinkind bis zur Oma. Da konnt man locker seinen Wildhaarbart-Büschel zu Hute tragen. Oder ganz chillic erstmal absitzen.


Quintessenz
Brenntar mit Most schmeckt besser, als es aussieht,
Bürger-Engagement ist grossartig &
das Heimathaus Gestratz ist bisher das Schönste!
Bis dann, Eure Ulli
Weiterführende Informationen
Geöffnet: Jeden 3. Sonntag im Monat und nach Vereinbarung
Zwirkenberg 32, 88167 Gestratz
Tel. 08383/223 , Fax 08383/7723
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