
Selbstversorgung mit einem Schrebergarten, und was ich noch davon hab …

Kann man sich mit einem Schrebergarten selbstversorgen? Die einfache Antwort darauf ist: „es kommt darauf an“. Auf den sogenannten „grünen Daumen“, auf das Wetterglück, auf den Boden und natürlich auf die Erwartungen, die man an sein Stück Land hat. Und geht es tatschlich nur um die Lebensmittel, die man daraus zieht oder steckt da mehr dahinter? Mein Selbstversuch: Selbstversorgung mit einem Schrebergarten.
Der passende Schrebergarten
Ganz am Anfang steht die Suche nach dem richtigen Stück Land. Denn nicht jeder hat das Glück ein Haus auf einem großen Grundstück zu haben, das sich auch noch für den Anbau von Gemüse eignet. Außerdem wäre es ja ganz nett einen Rückzugsort im Grünen zu haben.
Zum Thema, „steckt da noch mehr dahinter“: Wer hätte das gedacht? Ein Garten, ein Stück Land gibt mir bereitwillig die Energie zurück, die ich im Alltag oft verpuste. Und das obwohl ich nur Quereinsteiger bin, vieles beruht auf Versuch und Irrtum. Grüner Daumen? Na ja, manchmal – aber immer öfter. Ich bin ja lernfähig! Die Selbstversorgung mit einem Schrebergarten, war damals noch kein Thema für mich
Aber zurück auf Anfang: Ostern vor ein paar Jahren – ich bewerbe mich „formlos“ um einen Schrebergarten mit dem Gedanken, mich wenigstens im Sommer selbst mit Gemüse zu versorgen. Und siehe da, kurz nach Pfingsten kommt die Zusage. Ich darf anfangen in der Erde zu wühlen und „das Land urbar machen“, wie es so schön heißt.
Startschwierigkeiten in meinem Schrebergarten
Aber, sogar ein großes Aber: zuerst hieß es Müll, Schrott und Unrat zu entsorgen, der sich leider überall auf dem Grundstück befand.
Das Gemüseanbauen musste ich also erstmal verschieben. Als es dann so weit war, kaufte ich junge Salatpflänzchen, ab in den Boden damit und „nach drei Wochen können Sie das erste Mal ernten“, versprach die Marktfrau. Hätte wahrscheinlich gestimmt, wenn da nicht diese fiesen Maulwurfsgrillen gewesen wären, die mal kurz über Nacht alles ratezkahl abgefressen hätten. Oder waren es doch die Nacktschnecken? Meine Gartennachbarn hatten dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Diese Erfahrung hatten sie schon vor vielen Jahren gemacht.


Gartengeräte für meine angehende Selbstversorung
Zum Glück stand bereits ein fertiges Gartenhaus samt Schuppen für Gartengeräte mitten im Garten. Und da mein Vorgänger mir außer seinem gesammelten Müll auch sämtliche Garten-Gerätschaften, wie Spaten, Rechen, Schaufeln und Schubkarre überlassen hatte, musste ich mich darum wenigstens nicht kümmern.
Das Hochbeet ist die Lösung
Der Boden in meinem Schrebergarten hat die besten Voraussetzungen zur Selbstversorgung. Er besteht aus schöner dunkler, lockerer Erde, weil er in einem Moorgebiet liegt. Aber das gefällt den Schädlingen eben auch ganz gut. Die Lösung: Ein Hochbeet mit durchgesiebter, handverlesener Erde musste her. Gesagt, getan.
In der Woche darauf, nächster Versuch: Pflänzchen rein, gleich noch Kohlrabi, Fenchel und Zwiebeln mit dazu – ein paar Ringelblumen und Kräuter dazwischen – und siehe da – es wächst. Und zwar richtig gut, denn das Hochbeet wurde von mir Schicht für Schicht frisch befüllt mit lockerem Schnittgut und guter, nährstoffreicher Erde, die ich aus dem bestehenden Kompost herausgesiebt habe.
Dass ich mich nicht bücken muss, macht die Gartenarbeit umso erfreulicher. Die Hochbeete werden das ganze Jahr über genutzt. Bereits im Februar kann ich, aus den über den Winter mit Doppelstegplatten abgedeckten Beeten, Feldsalat und Spinat ernten. Die im Haus vorgezogenen Salatpflanzen kommen schon Ende März in dazu. Außerdem können frühe Radieschensorten angesät und Steckzwiebeln sowie Knoblauch gepflanzt werden.
Regelmäßiges Gießen ist für das Hochbeet wichtig – noch mehr, wenn es einen trockenen, heißen Sommer gibt. Im Gegensatz zu meinem Gartennachbar, der gleich einem Acker, alles auf dem Boden anpflanzt. Er gießt nur am Beginn die Saat oder Jungpflänzchen, dann müssen sie selbst durch den Sommer kommen – und das klappt erstaunlich gut. Ich denke: Selbstversorgung mit einem Schrebergarten kann doch gelingen …
Was nach oben strebt, bekommt einen großen Topf
Für die Kübelpflanzen, wie Tomaten, Paprika, Peperoni, Physalis oder Gurken mische ich den reifen Kompost mit Erde, die durch die Wühlmäuse eimerweise an die Oberfläche meiner nicht mehr ganz so schönen Rasens befördert wird.
Nach ein paar Jahren Erfahrung klappt es nun also ganz gut mit dem Anbau. Zu dem einen Hochbeet sind mittlerweile noch vier andere gekommen, denn das Ziel ist ja Selbstversorgung mit meinem Schrebergarten. Im Jahr Nummer zwei ist auch noch ein Gewächshaus dazugekommen, denn Tomaten sind mittlerweile meine Leidenschaft. Sie wachsen ja bekanntlich gerne unter Dach, weil sie Wasser von oben so gar nicht mögen.


Frühe Ernte: Das freut mich Selbstversorger schon
Seit das Frühjahr angebrochen ist, essen meine Familie ich jeden Tag Salat. Mal mit Radieschen garniert, mal mit den üppig wuchernden Wildkräutern und Blüten aus meinem Schrebergarten. Die „Spinatschwemme“ aus Frühbeet und Gewächshaus erreichte uns schon Anfang März, denn der kann bereits im Herbst ausgesät werden und erfreut einen dann im Frühling mit üppigem Wuchs.
Sobald keine Nachtfröste mehr drohen, kommen die Kohlrabi Pflänzchen in die Hochbeete und die Kartoffeln in den Boden. Dort wo die Radieschen und Rettiche schon abgeerntet sind, säe ich Karotten und Lauch an. Sie bleiben mehrere Monate dort bis sie erntereif sind, daher ist die Standortwahl wichtig. Das üppig wuchernde Grün der Karotten und des Lauchs sollte anderen Pflanzen keinen Schatten machen.
Jedes Gemüse wird geerntet und sofort verarbeitet.
Nur so gibt es den vollen Vitamingehalt und Geschmack.

Selbstversorgung mit einem Schrebergarten
Wie viel Fläche für die Selbstversorgung?
In meinem Schrebergarten gibt es mittlerweile fünf Hochbeete und mehrere Zinkwannen mit rund 7 Quadratmeter Nutzfläche. Die lehrbuchmäßig aufgeschichteten Lagen aus Zweigen, Laub, Kompost und lockerer, durchgesiebter Erde belohnen mich regelmäßig mit erfreulich hohen Erträgen. Das klappt aber nur ca. vier Jahre lang, dann muss die ganze Erde raus und neu aufgeschichtet werden.
In die Flächen im Boden, dort habe ich noch einmal rund 30 Quadratmeter zur Verfügung, säe ich schon relativ früh Erbsen und Zuckerschoten, denn für sie reicht eine Bodentemperatur von rund 8 Grad Celsius aus.
Jungpflanzen kaufen oder selbst ziehen zur Selbstversorgung
Einige der Jungpflanzen kaufe ich auf dem Markt, die meisten ziehe ich selbst vor. Beides hat Vor- und Nachteile: die gekauften sind meist schon relativ groß und fangen gleich an zu wurzeln. Hier kann ich mir die Sorten aber nicht so aussuchen, wie ich es gerne hätte. Gerade alte Sorten sind oft viel intensiver im Geschmack und widerstandsfähiger gegen Schädlinge.

Gefräßige Gartenliebhaber
Die Bodenbeete in meinem Schrebergarten, sind leider nicht ganz so ertragreich, denn auch bei den zahlreichen Nacktschnecken und Maulwurfsgrillen sind diese sehr beliebt. Deswegen bin ich immer in Verteidigungsstellung und wenn es nicht anders geht, kommt auch mal Chemie in Form von Schneckenkorn zum Einsatz – natürlich das Haustierfreundliche. Mein netter Gartennachbar hat mir auch gezeigt, wie man Maulwurfsgrillen mit Spüliwasser fängt.
Selbstversorger setzen auf gute Nachbarschaft
Für die Pflanzen mit größerem Platzbedarf wie Kartoffeln, Rhabarber, Kürbis oder Zucchini kommt nur die Bodenbepflanzung in Frage. Dazwischen finden sich Erdbeeren, Zwiebeln und bevor die großen Pflanzen so richtig zu wachsen beginnen, auch Feldsalat und andere schnell wachsenden Gemüse.
Durch Versuch und Irrtum habe ich in den letzten Jahren herausgefunden, welche Pflanzen und Kräuter sich gegenseitig schützen, also gute Nachbarn sind. Schädlinge, wie Raupen, Fliegen, Läuse oder Schnecken haben so weniger Lust, das Beet zu entern und den Ertrag zu schmälern.
Ringelblumen unterstützen z.B. Tomatenpflanzen. Sie sehen dazu hübsch aus, sind als Tee oder für Salben wunderbar zu verwenden.
Blumen & Sträucher gehören zu jedem Schrebergarten dazu. Bienen und andere Insekten fühlen sich dort wohl.


Ernteüberschüsse haltbar machen
Im bereits erwähnten Gewächshaus und einen hellen überdachten Unterstand, wo ich Tomaten und Paprika kultiviere und jedes Jahr eine außergewöhnlich gute Ernte habe, kann ich das was nicht gleich gegessen wird einkochen. Rund 30 Gläser eingekochte Tomatensoße reichen etwa drei Monate, bevor ich wieder auf Dosenware zurückgreifen muss.
Erbsen, Karotten und Bohnen werden kleingeschnibbelt, in heißem Wasser blanchiert und kommen in den Gefrierschrank.

Funktioniert Selbstversorgung mit einem Schrebergarten?
Fazit nach mehreren Jahren Erfahrung mit einem Schrebergarten und dem Ziel der Selbstversorgung: Sicher ist, so frisch wie direkt vom Beet geerntet gibt es nirgends Salat und Gemüse. Das merkt man auch ganz klar am Geschmack. Mit einer Holzkiste in den Schrebergarten zu gehen und zu ernten hat zudem etwas sehr Befriedigendes.
Die Selbstversorgung einer vierköpfigen Familie mit saisonalem Gemüse klappt rund drei Monate im Jahr – wenn man die eingelegten, eingekochten, eingefrorenen und getrockneten Gemüse dazuzählt, vielleicht vier. Dafür, dass ich es als Hobby betrachte, ist das auf jeden Fall ein Gewinn, außerdem hat mein Selbstversuch mir eine andere Wertschätzung für Lebensmittel gebracht.
Weiterführende Informationen
Was ist der Laubenpieper? Dies und noch mehr erfährst Du bei Wikipedia und Schrebergarten.

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