
Seegfrörne 1963 – Eis-Zeit vor 60 Jahren am Bodensee

Jugendliche vor dem Lindauer Hafen auf dem Eis. / Bildquelle: unbekannt;
Der Besitzer dieses Bildes darf sich gern melden.
„Da war eine Hochstimmung, wie man sie nicht mehr erleben kann!“ – „Da wurde geschmuggelt und spaziert, da war Leben und Freude“, so die Originaltöne in dem ARD-Film „Über eisige Grenzen“. Wenns mal so richtig, richtig kalt im Allgäu ist, dann ist viel los auf dem schwäbischen Meer. Zirka alle 50 Jahre fror der Bodensee einmal komplett zu. Das Naturschauspiel heißt Seegfrörne. Und es ist 60 Jahre her.
Die Seegfrörne
Seegfrörne: Das ist der bodensee-allemannische Ausdruck dafür, daß der ganze Bodensee zugefroren ist. In der Schweiz sagt man „Seegfrörni“ dazu. (Bei den Schweizern ist halt alles immer ein bisschen kleiner …)
Der See kann nur bei einem kalten Sommer/Herbst und einer lang anhaltenden eisigen Ostwindlage im Winter zufrieren.
Laut einer groben Rechnung sollte sich die Eisgfrörne alle 50 Jahre wiederholen. Wahrscheinlich war 1963 aber das letzte Mal, daß das schwäbische Meer komplett begehbar war. Die Klimaerwärmung wirkt entgegen. Schade!
„Was die Tragfähigkeit des Eises betrifft, so trägt das Eis, wenn es nur 4 cm Dicke hat, das Gewicht eines einzelnen Mannes, bei 8 cm kann Infanterie in Reih und Glied, aber in gebrochenem Schritt darüber passieren. Für Kavallerie und leichte Feldstücke nimmt man eine Dicke von 11–16 cm an und bei 40 cm und darüber hinaus widersteht das Eis dem Druck der schwersten Lasten.“
Einblicke und Ausblicke von der Schweizer Seite aus …

Auch die Schweizer stürmen das Eis, in Schweizer Geschwindigkeit ;-). / Bildquelle: unbekannt
Volksfest „Seegfrörne“
Das großartige an der letzten Eisgfrörne ist ja, daß es noch so viele Augenzeugen gibt. Ganze Heerscharen pilgerten damals an den Bodensee. Es war sowas wie das „winterliche, natürliche Woodstock“. Spaziergänger, Motorradfahrer, Musikgruppen, Karusselbetrieb, auch Autorennen wurden gestartet. Und der See wurde zur Landebahn für Kleinflugzeuge. Die vielen Schmuggler waren eine Herausforderung für die Zollbeamten …..!
Ja, es war sehr viel los auf dem Eis. Damals.

Ein Moped-Schmuggler? / Bildquelle: unbekannt

Eisiges Freizeitvergnügen. / Bildquelle: unbekannt

Mit Kind und Kegel und Käfer auf dem Bodensee. / Bildquelle: unbekannt
2012: Eisige Schicht im Lindauer Hafen
Tagelang um die -20°C, das Allgäu sitzt in der Gefriertruhe. So langsam schiebt sich das Eis zusammen. Lustig die Enten im Sulz, als würden sie in Götterspeise paddeln. Die Kälte hält an, und das Sulzige wird fest. Die Enten watscheln jetzt zur Eiskante. Am kleinen See tummeln sich die Schlittschuhläufer auf dem glatten Parkett. Hier trauen sich auch Angsthasen drauf, weil das Wasser bei einem Einbruch höchstens bis zum Hals geht. Ich persönlich mag Eis ja lieber in der Tüte, als unterm Schuh, aber trotzdem …

Schlittschuhläufer auf dem kleinen See in Lindau. / Bildquelle: MGZN, Foto: U. Heerdegen

Ist das der Start in die neue Seegfrörne?
Es bleibt bitter kalt. Der Wind pfeifft eißig weiter aus Ost und täglich wandert das Eis weiter auf den See raus. Alte Eisstock-Hasen machen sich auf zum Schießen. Die paar Schiffe, die sich einfrieren lassen sind ihnen zwar im Weg, aber das macht nichts. In der Barentseepassiert das auch häufiger. Also das mit dem einfrieren von Schiffen.

Kälte, Wind und Wasser bilden wilde Eisformationen / Bildquelle: MGZA, Foto: U. Heerdegen

Dick vereist die Festmacher der wenigen Boote. / Bildquelle: MGZA, Foto: U. Heerdegen

Spaziergang im Lindauer Seglerhafen. / Bildquelle: MGZA, Foto: U. Heerdegen
Kleine Seegfrörne am Bodensee
Die Wetterlage bleibt stabil. Schon fast fünf Wochen eißiger Ostwind. Mittlererweile müssen Enten lange laufen, bis sie endlich an die Wasserkante kommen. Das Eis ist jetzt weit über den Hafen hinaus. Vor der Spielhalle Lindau ist auch schon viel los und die Mutigen ziehen schon in langen Bahnen den See entlang.
Übrigens im Eistobel bei Maierhöfen gibts bestes Klettereis!

Eishockey vor der Lindauer Spielbank. / Bildquelle: MGZN, Foto: D. Kubeth

2012 war zumindest eine kleine Seegfrörne da. / Bildquelle: MGZN, Foto: D. Kubeth
Quintessenz
2017 ist ein Winter, wie im Bilderbuch:
Schnee, Eis, Kälte und manchmal auch Sonne.
Was wollen wir mehr?
Ja vielleicht irgendwann mal wieder eine Eisgfrörne,
wegen den Schmugglern und so …
Genies den Winter noch …
Weiterführende Informationen

Als Online-Handwerkerin mit viel Begeisterung für Mensch, Technik & die Region rückt sie Geschichten ins richtige Licht. So werden Texte und Inhalte im Internet gefunden.
Fundiert
JournalistInnen & TexterInnen recherchieren und berichten.
Lesenswert
Weil wir Dich mit allen Sinnen in die Geschichten mit rein nehmen.
Anders
Wunderbare Geschichten, die berühren und informieren.
Einfach
Das Neueste senden wir Dir bequem in Dein eMail Postfach.
Hallo, ich würde den Film „Über eisige Grenzen – Die Seegfrörne am Bodensee“ im Altenheim in Langenargen zeigen. Gibt es eine Möglichkeit über die Mediathek anzusehen. Wurde am Montag, 4. Februar, 2013 um 18.15 Uhr gesendet.
Schon mal vielen Dank und schöne Grüße
Rudi Schmid-Geiger
Hallo, leider kann ich Ihnen da gar nicht weiterhelfen. Ich denke, da müssten Sie sich direkt an den Fernsehsender wenden.